Eine Grundvoraussetzung, um die ersten Töne aus deiner Gitarre rauszuholen ist das Lesen und Verstehen sogenannter „Tabulaturen“ oder kurz „Tabs“. Tabulaturen sind ein auf die Gitarre zugeschnittenes Notationssystem, welches viel einfacher und vor allem schneller zu verstehen und umzusetzen ist als herkömmliche Noten. Sehr viele bekannte Songs und die Musik, die du spielen willst, wirst du im Internet als Tabulaturen finden können. Wenn du also Tabs lesen kannst, dann eröffnet dir das sehr viele Möglichkeiten.
Dieser Artikel zeigt dir ganz genau, wie man Tabulaturen liest und gibt dir das nötige Handwerkszeug, um deine ersten Übungen und Melodien auf der Gitarre spielen zu können. Du wirst sehen, es ist ganz leicht!
Wie liest man Gitarrentabulaturen?
Was sind Tabulaturen?
Ganz schlicht gesehen sind Tabs Striche, auf denen Zahlen stehen. Eine normale Gitarre, egal ob E- oder Akustik, hat sechs Saiten und je nach Modell 12 bis 24 Bünde. Eine Saite ist der Metall- oder Nylondraht, der den Ton erzeugt, Bünde sind die metallenen Einfassungen, die aus dem Hals herausragen. Man drückt eine Saite mit einem Finger zwischen zwei Bünden fest auf das Griffbrett und ändert somit ihre Tonhöhe. Je weiter man dabei in Richtung Korpus kommt und die Saite runterdrückt, desto höher ist die Note, die erklingt.
Eine Tabulatur zeigt dir hierbei ganz genau, auf welcher Saite du welchen Bund drücken musst, um den richtigen Ton zu spielen. Dafür gibt es sechs horizontale parallele Striche (ähnlich wie bei der Notenschrift). Jeder Strich steht für eine Saite und auf den Strichen stehen Zahlen. Sie geben dir an, an welchem Bund du drücken musst. Man liest das Ganze so wie die Notenschrift von links nach rechts und spielt dann einen Ton nach dem anderen:
Der oberste Strich steht für die tonal höchste Saite, also die dünnste und an der Gitarre ganz unten. Der unterste Strich steht für die tonal tiefste Saite, also die stärkste Saite ganz oben an der Gitarre. Man schlägt mit der Anschlaghand nur die Saiten an, auf denen auch Zahlen stehen und ansonsten keine anderen.
Wenn mehrere Zahlen untereinander stehen schlägt man die Saiten alle gleichzeitig an. Man spricht dann von einem sog. Akkord:
Steht eine Null in der Gitarrentabulatur, dann wird nichts gedrückt und die jeweilige Saite einfach so angeschlagen. Man spricht hierbei von einer Leersaite.
Wenn die Tabulatur nur vier Striche hat, dann handelt es sich um eine Tabulatur für den Akustik- oder E-Bass, der nur vier Saiten hat.
Rhythmik in Gitarrentabulaturen
Ein ganz wichtiger Punkt fehlt noch: Und zwar die Frage, wie lange man die Noten in der Tabulatur spielen soll und nach welcher Zeitdauer der jeweils nächste Ton kommt. Man spricht hier von der rhythmischen Notierung. Der Rhythmus kann in der Tabulatur notiert werden durch Striche und Zeichen unter- bzw. oberhalb der Bund- und Saitenangaben. Das kann folgendermaßen aussehen:
Einfache Striche sind Viertelnoten (die erste Note und die zweite im obigen Beispiel), zwei Noten mit einem Balken verbunden sind Achtelnoten (dritter bis sechster Ton). Die umkreiste Note ist eine Halbe Note.
Wenn du blutiger Anfänger bist, würde ich dir raten, vorerst einfache Lieder und Übungen zu spielen, die du schon gut kennst oder die du im Kopf hast. Dadurch wird es dir leichter fallen, die Rhythmik des Songs nachvollziehen und spielen zu können ohne dir groß einen Kopf darüber machen zu müssen.
Ein einfacher Song zum lernen von Tabs
Hier ist ein ganz simples Lied, das du schon heute ausprobieren kannst, selbst wenn du noch nie eine Gitarre in der Hand gehalten hast:
Es handelt sich hierbei um einen Teil der Melodie von „Ode an die Freude“ von Ludvig van Beethoven, einem weltbekannten Stück welches jeder kennt und vor Allem jeder Gitarrenanfänger super schnell lernen kann.
Folgendes musst du tun:
Vergewissere dich vorerst, ob deine Gitarre richtig gestimmt ist. Wie man seine Gitarre richtig stimmt kannst du hier lesen.
Bei den ersten beiden Tönen schlägst du die dünne unterste Saite zweimal an, ohne auf den Hals zu drücken (-> Leersaite). Bei den nächsten beiden Tönen drückst du zuerst mit dem Zeigefinger zwischen Leersaite und ersten Bund und dann mit dem Ringfinger zwischen zweiten und dritten Bund. Das sieht so aus:
Beim achten Ton in der Folge wird auf die nächst tiefere Saite (die B-Saite) gewechselt und du musst deinen Ringfinger dort kurz vor dem dritten Bund ablegen:
Und so weiter und so fort… der Rest der kleinen Partitur sollte jetzt kein großes Problem mehr darstellen. Ich hoffe du hast mit diesem kurzen Beispiel einen Einblick gewonnen und konntest vielleicht sogar schon deine allerersten Töne auf der Gitarre spielen. Vielleicht ist es dir sogar recht leicht gefallen?
Sonderzeichen in Gitarrentabulaturen
Die Gitarre hat viele Eigenheiten und bietet musikalische Möglichkeiten, die dir andere Instrumente nicht bieten können. Im Folgenden zeige ich dir, wie die wichtigsten Spieltechniken notiert werden.
HAMMER-ONS / PULL-OFFS
Hammer-Ons werden durch einen Bogen und ein großes „H“ gekennzeichnet. Bei dieser Technik wird der Ton nicht durch einen Anschlag mit dem Plektrum erzeugt, sondern dadurch, dass der Finger der Spielhand auf so fest auf den Bund schlägt, dass ein Ton entsteht (daher auch der Name).
Bei Pull-Offs wird der Ton ebenfalls nicht mit der Anschlagshand, sondern mit der Spielhand erzeugt. Um hier den zweiten Ton zu erzeugen wird die Saite beim Verlassen des 7. Bundes nach unten gezogen, so dass sie beim endgültigen Loslassen wie eine Feder schwingt.
Dies wird durch einen Bogen und ein großes „P“ kenntlich gemacht.
Eine weitere Form ist das sogenannte „Legato“ Spiel, bei dem alle Töne einer Tonfolge mit Hammer-Ons und Pull-Offs gespielt werden.
Diese Technik kann durch einen einfachen Bogen gekennzeichnet werden
SLIDES
Bei einem Slide rutscht man mit einem Finger von einem Bund zum Anderen auf der selben Saite. Dies wird durch einen schrägen Strich zwischen den beiden Tönen gekennzeichnet.
Ein nach oben gerichteter Strich deutet einen Slide von unten nach oben an, ein nach unten gerichteter das Gegenteilige
Slide Striche die keine zwei Noten miteinander verbinden gehen ins Leere oder kommen aus dem Leeren.
In diesem Fall nimmst du irgendeine Stelle am Griffbrett und slidest von dieser aus in die Note rein bzw. slidest einfach nach oben weg.
BEND-NOTES
Bei einer Bend-Note wird die Saite mit den Fingern der Spielhand nach oben oder unten gezogen. Dadurch verändert sich die Note, die gespielt wird. Diese Technik kann sehr cool klingen und wird in vielen Blues und Rock Liedern angewandt.
In Tabs wir sie durch einen gebogenen Pfeil verdeutlicht. An der Spitze steht noch wie hoch man ziehen soll. „Full“ heißt zum Beispiel „ziehe einen Ganzton“ nach oben, heißt die Note die du mit dem Bend triffst liegt zwei Bünde über der ursprünglichen.
Bei 1/2 ziehst du einen Halbton und somit zu der Note, die einen Bund oberhalb liegt.
VIBRATO
Bei Vibrato machst du schnelle Benanntes und Releases hintereinander, was einen wellenförmigen Klang zur Folge hat. Dies wird durch eine kleine Schlangenlinie verdeutlicht.
Man kann Vibrato auch mit dem Vibrato- oder Tremolo Hebel erzeugen, was durch eine zackige Linie gekennzeichnet wird.
TAPPING
Beim Tapping machst du Hammer ons und Pull Offs mit deiner Schlaghand und Spielhand gleichzeitig. So kann man sehr schnelle Solopassagen spielen. Eddie Van Halen ist einer der Urväter der Tapping Technik. Hör dir das Lied „Eruption“ an und du siehst was gemeint ist.
Diese Technik wird durch ein großes T überhalb der Note gekennzeichnet.
HARMONICS UND FLAGEOLET TÖNE
Flageolet Töne, bei denen du die Saiten nicht nach unten drückst, sondern nur leicht an einer bestimmten Stelle berührst, werden durch zwei eckige Klammern gekennzeichnet. Sogenannte Artificial- oder Pinch Harmonics erkennt man durch ein „AH“ über dem Ton.
PALM MUTING
Beim Palm Muting werden die Saiten, die man anschlägt, durch den Handballen der Anschlagshand abgedämpft. Das macht man ganz gerne bei Powerchords und rhythmischen Geschichten.
In Tabulaturen wird das durch ein P.M. ——I über den Noten, die gedämpft werden sollen, gekennzeichnet.
DEAD NOTES
Dead Notes sind Noten, die zwar angeschlagen werden, aber keinen erkennbaren Ton erzeugen. Das machst du dadurch, dass du die Saiten durch ein lockeres Auflegen der Spielhand ohne fest zu drücken abdämpfst. Hör dir Smells Like Teen Spirit von Nirvana an, da siehst du den Einsatz dieser Deadnotes sehr gut. In Tabs werden sie als ein x notiert.
Wie geht’s weiter?
Du hast jetzt die Grundlagen gelernt, um Tabulaturen mit der Gitarre zu spielen und damit anzufangen, Musik zu machen. Wenn dir die kurze Lektion gefallen hat, dann habe ich in einem weiteren Artikel noch ein paar Stücke, die super einfach sind und die jeder Anfänger in kürzester Zeit meistern kann.
Ansonsten freue ich mich darüber, wenn du dich bei mir meldest und ich dir bei deinem persönlichen Beratungsgespräch noch mehr coole Sachen zeige kann.
Bis dahin – Vielen Dank fürs Lesen und viel Spaß beim Rocken!
Constantin von der ShredFactory
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